SAFI

Alter: 30

Herkunftsland/stadt: Aleppo, Syrien

Familienstand: Single

Kinder: 0

Beruf: Designer, Jeansmarken kopieren

Hobbys: klassische Musik

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: unterwegs nach Dänemark

Meine Stimmung (1-10): 10

Warum? Es ist mein erster Tag in Europa und ich habe schon viele Europäer kennen gelernt. Es fühlt sich an, wie ein neuer Traum.

Mein Vorschlag an die Welt: Wenn ich meine Aufenthaltsgenehmigung in Dänemark bekommen habe, dann will ich nach Belgien um die Frau zu heiraten, die ich liebe. Sie ist syrisch und wohnt in Belgien.


KEA

Alter: 22

Herkunftsland/stadt: Aurich, Deutschland

Familienstand: Beziehung

Kinder: 0

Beruf: Psychologiestudentin

Hobbys: Kunst

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: Urlaub

Meine Stimmung (1-10): 10

Warum? Weil ich sehr froh bin, dass ich bei diesem Projekt mitmachen durfte.

Mein Vorschlag an die Welt: Folge Deinen Träumen so lang bis Du glücklich bist.

 
 

DIE BEGEGNUNG

Safi und Kea waren die Ersten, die an unserem Projekt mitmachten. Noch ein bisschen gewöhnungsbedürtig standen wir hinter unseren Kameras. Kabel checken, Kopfhörer rein. Nach Monaten der Vorbereitung war der Moment gekommen.

“Uhmm... wo kommst Du her?”, fragte die deutsche Kea Safi. “Aleppo, Syrien”, sagte Safi. Er erzählte, dass er vor zwei Monaten aus seiner Stadt geflüchtet war, nachdem der Krieg ein riesiges Loch in ihre Wohnung gerissen hatte. “Zum Glück war niemand zuhause”, sagte er, während er auf seinem Handy eine halbierte Wohnung sehen lies.

Über Dritte kaufte er bei Menschenhändlern die Überfahrt nach Europa. Sie wurden zur türkischen Küste gebracht, aber einmal dort angekomen sollten auf einmal 50 Menschen mit, anstelle von den versprochenen 30. Obwohl sie groβe Angst hatten, sie hatten keine Wahl, denn mit Menschenhändlern will man keinen Ärger kriegen. Das Boot lag viel zu tief im Wasser und sie wurden von Laufjungen von der Küste weggeschoben. Die Überfahrt dauerte fast vier Stunden.

“Wow...”, sagte Kea. “Wie fühlst Du Dich jetzt? “Heute Morgen hatte ich kaum Hoffnung, dass ich dies überleben würde, als wir Lesbos sicher erreichten war ich so erleichtert,”, sagte er, “aber jetzt in diesem Moment fühlt die Reise sich an wie ein Traum, ich habe heute schon so viele nette Europäer kennengelernt. Wo kommst Du eigentlich her?”

“Aus Deutschland”, sagte Kea, “aber ich wohne gerade in der holländischen Stadt Groningen, wo ich Psychologie studiere.” Safi nahm eine Fragenkarte: “Was würdest Du mit einer Million machen?” Kea dachte gut nach. “Ich weiβ es nicht”, sagte sie, “in diesem Augenblick würde ich nicht so viel an meinem Leben verändern wollen. Ich bin glücklich, so wie ich jetzt lebe.”

“Und Du?”, fragte Kea. “Wenn ich eine Million hätte, dann würde ich nach Belgien reisen um dort zu heiraten.” Einen kurzen Moment herrschte Stille. “Ich kenne sie schon seit wir noch ganz jung waren,”, erzählte er dann weiter, “aber vor zehn Jahren ist sie von Syrien nach Belgien umgezogen. Wir sind immer in Kontakt geblieben übers Internet.” “Wie schön”, sagte Kea, “Du kannst echt stolz darauf sein, dass Ihr immer noch Kontakt haltet, Liebe auf Abstand ist nicht einfach. Bist Du jetzt nach Belgien unterwegs?” “Nein”, sagte Safi, ‘ich werde erst in Dänemark meine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, ich habe gehört, dass es dort schneller geht. Sobald ich die habe, fahre ich nach Belgien.”

Drei Wochen später bekommen wir eine Nachricht von Kea. “Ich bin noch immer in Kontakt mit Safi”, sagt sie, “er ist in Frankfurt und hat sich entschlossen, in Deutschland zu bleiben.”

Als wir Safi mailen, schreibt er zurück: “Ja, das stimmt, die Deutschen waren so nett zu mir, dass ich geblieben bin.”