MOHAMAD

 

Alter: 50

Herkunftsland/stadt: Aleppo, Syrien

Familienstand: Verheiratet

Kinder: 4

Beruf: Betriebsleiter eines orientalischen Restaurants

Hobbys: Sport

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: unterwegs nach Deutschland

Meine Stimmung (1-10): 5

Warum? Ich bin froh, dass ich heute sicher auf Lesbos angekommen bin, aber ich vermisse meine Frau und meine Kinder sehr. Die sind noch in der Türkei.

Mein Vorschlag an die Welt: Ich würde gerne die negative Assoziation mit Flüchtlingen verändern. Wir sind höfliche Menschen und wir hatten keine andere Wahl.

JAN

 

Alter: ...

Herkunftsland/stadt: Weert, Holland

Familienstand: Verheiratet

Kinder: 4

Beruf: Monteur beim Wasserwerk, jetzt Hausmann.

Hobbys: ...

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: Urlaub mit meiner Familie.

Meine Stimmung (1-10): ...

Warum? ...

Mein Vorschlag an die Welt: ...


 
 

DIE BEGEGNUNG

Irgendwann mal war Mohamad Betriebsleiter von einem orientalischen Restaurant in Aleppo. Nachdem sein Haus in Schutt und Asche lag und er zum dritten Mal dem Tod von der Schippe gesprungen war, beschloss er, sein Schicksal in seine eigenen Hände zu nehmen. Das Verlangen, in Syrien zu bleiben, war groβ, aber es ging einfach nicht mehr.

Zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kinder flüchtete er in die Türkei, aber einmal dort angekommen, wurde ihnen klar, dass sie dort als Kurdische Familie unmöglich ein Leben aufbauen konnten. So beschlossen sie, dass Mohamad zusammen mit seiner Tochter und seinen zwei Söhnen die Überfahrt nach Griechenland machen würden. Weil sie nur Geld für die Fahrt für drei Personen hatten, blieben seine Frau und ein Sohn zurück in Istanbul.

Ein paar Stunden nach seiner Bootsfahrt trafen wir ihn und sprach er mit Jan aus Weert über sein Leben. Der Abschied von seiner Frau und von seinem Sohn waren noch frisch und deswegen wurden bei ihm starke Gefühle hervorgerufen. Jan zeigte sein Verständnis auf eine sehr liebevolle Art und Weise. “Wir realisieren uns nicht so oft, was los ist in Eurem Land”, sagte Jan, “aber wenn ich das jetzt so von Dir höre, dann klingt das echt hart. Wir sind hier mit der ganzen Familie im Urlaub und Eure Familie ist zerrissen.” “Nach allem, 

was ich mitgemacht habe, macht es mir nichts mehr aus, in welchem Land in Europa ich landen werde”, sagte Mohamad, “wenn es nur menschlich ist. Ich will mich so gerne wieder wie ein Mensch fühlen.”

Drei Wochen später sehen wir zu unserer Erleichterung, dass Mohamad und seine Kinder sicher im deutschen Bremen angekommen sind.

Ende September bekamen wir dann eine WhatsApp, wo drin stand, dass auch seine Frau und sein Sohn die Überfahrt machen würden. Auf den letzten Drücker, denn das Wetter wurde kälter. Die Familie fühlte sich in der Türkei nicht sicher und durch die Wartezeiten in Deutschland war die Hoffnung auf eine schnelle Familiezusammenführung verschwunden. Zum Glück verlief die Reise gut. Die ganze Familie ist jetzt wieder zusammen.

Am Ende des Gespräches an diesem warmen Sommerabend sagte Jan: “Wenn Du jemals in der Gegend von Weert bist, komm dann einen Espresso mit uns trinken.” “Ein anderes Getränk geht auch!”, sagte Mohamad kichernd. Sie schrieben sich gegenseitig ihre Telefonnummern auf und nahmen Abschied. Wir hoffen, dass ein kaltes Getränk für Mohamad kalt steht im Kühlschrank von Jan.