ANNE-MARIJN
Alter: 14
Herkunftsland/stadt: Weert, Holland
Familienstand: Single
Kinder: -
Beruf: Schülerin Oberschule
Hobbys: Zeichnen
Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: Urlaub mit meinem Vater, meiner Mutter und meinem Bruder
Meine Stimmung (1-10): 9
Warum? Weil es ein wunderbarer und schöner Tag ist
Mein Vorschlag an die Welt: Wo auf dieser Welt Du bist, Du wirst immer etwas Schönes finden.
BIRVAN
Alter: 24
Herkunftsland/stadt: Aleppo, Syrien
Familienstand: Verheiratet
Kinder: -
Beruf: - (Ich war Studentin)
Hobbys: Archäologie
Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: auf Durchreise
Meine Stimmung (1-10): 9
Warum? Weil ich heute auf dieser Insel von warmen und freundlichen Menschen empfangen wurde.
Mein Vorschlag an die Welt: Hört auf mit dem Krieg, so dass wir alle wieder glücklich sein können.
DIE GEGEGNUNG
Birvan und Annemarijn trafen sich an derselben Küste, an der Birvan am gleichen Tag mit einem Gummiboot aus der Türkei angekommen war. Obwohl sie ihr Bestes tat um mutig zu wirken, sahen wir alle wie unheimlich sie es gefunden hatte. “Das Meer ist wirklich verräterisch”, sagte Birvan. Sie schaute auf das riesige Blau neben ihr. Annemarijn guckte mit. “Ich würde das auch unheimlich finden”, sagte Annemarijn dann. Birvan musste lächeln, das Gespräch hatte angefangen.
“Bist Du ganz alleine gekommen?”, fragte Annemarijn. “Nein”, sagte Birvan, “ich bin hier zusammen mit meinem Mann. Aber ich musste meine Mutter in Istanbul zurücklassen, sie ist zu alt für diese Überfahrt. Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder zusammen sein können.”
Es war nie ihre Absicht, Syrien zu verlassen. Aber die Stadt wurde unbewohnbar. Aleppo, irgendwann mal wirtschaftliches Zentrum von Syrien, das vor dem Krieg 2,7 Millionen Einwohner hatte, wurde jetzt von nur noch 400.000 Menschen bewohnt und diese Zahl schrumpf jeden Tag. Birvan musste ihr Studium abbrechen, obwohl es ihr viel Spaβ machte. Sie flüchtete mit ihrem Mann und Familie in die Türkei. Aber als sich in der Türkei herausstellte, dass ein
Studium oder ein normales Leben dort unmöglich sein würden, beschlossen sie, die Überfahrt nach Europa zu machen.
“Was willst Du später studieren, wenn Du älter bist?”, fragte Birvan.”Das weiβ ich eigentlich noch nicht so genau”, sagte Annemarijn, “und Du?”. “Ich will weitermachen mit meinem Archäologiestudium”, sagte Birvan, “das finde ich einen so tollen Beruf. Mein Traum ist es, Archäologin in Syrien zu werden.”
Es herrschte eine Weile Stille. Dann sagte Annemarijn: “Wenn ich Dich angucke, fällt mir auf, dass ich ein so starkes Mädchen sehe, Du siehst nicht so aus als ob Du geflüchtet bist.” Ein kurzes verlegenes Lächeln. “Ich muss stark sein”, sagte Birvan dann, “wir wollen nicht, dass Menschen Mitleid mit uns kriegen.” “Und was siehst Du eigentlich wenn Du mich siehst?”, fragte Annemarijn. “Wenn ich Dich anschaue, dann sehe ich Optimismus und Sicherheit. Ich habe hier heute auf der Insel warmherzige und freundliche Menschen getroffen und da bist Du eine von.”
Einen Monat später sehen wir auf der Facebook-Seite von Birvan’s Mann, dass Birvan und er sicher in Deutschland angekommen sind. In einem Dorf in der Nähe von Dortmund warten sie auf ihr Verfahren.