ALAA

 

Alter: 11

Herkunftsland/stadt: Damaskus, Syrien

Familienstand: -

Kinder: -

Beruf: Schüler Grundschule

Hobbys: Flugzeuge und fliegen

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: auf Durchreise nach Deutschland

Meine Stimmung (1-10): 5

Warum? Weil wir ganz lange in der Sonne warten mussten und ich die Insel verlassen will.

Mein Vorschlag an die Welt: Ich hoffe, dass es nie mehr Krieg geben wird.

 

 

 

 

FINN

 

Alter: 11

Herkunftsland/stadt: Jersey, in der Nähe von Groβbritannien

Familienstand: -

Kinder: -

Beruf: Schüler Grundschule

Hobbys: ...

Grund für den Aufenthalt auf Lesbos: Urlaub mit meinen Eltern und meinem Bruder

Meine Stimmung (1-10): ...

Warum? ...

Mein Vorschlag an die Welt: ...

 
 

DIE BEGEGNUNG

Wir lernten Alaa, seinen Vater, seine Mutter und zwei jüngere Brüder schon einen Tag zuvor kennen, als sie gerade aus dem Gummiboot gestiegen waren, das sie von der Türkei nach Griechenland gebracht hatte. Es war ein brütend heiβer Tag und die Wanderung über die steilen Bergpfade war mit drei jungen Kindern viel zu anstrengend. Wir nahmen sie im Auto mit zu dem 15 Kilometer entfernten Molyvos.

‘Nie wieder’ sagte Vater Abdulmoen vom Rücksitz aus. Die Angst vor dem Wasser konnte man immer noch an ihren Gesichtern ablesen. In der Nacht schliefen sie auf einem Parkplatz im Sand, wartend auf einen Bus, der sie nach Mythilini bringen würde.

Am nächsten Tag haben wir Alaa mit Finn, einem 11-jährigen Jungen, den wir im Schwimmbad des Hotels getroffen hatten, sprechen lassen. Sie haben sich bei den Schaukeln im Park getroffen und das Gespräch lief sofort wie von selbst. “Was ist Dein Lieblingsfach in der Schule?”, fragte Finn. “Mathe”, antwortete Alaa, “ich hab immer gute Noten”. “Hast Du’s gut!” sagte Finn, “ich auch”.

Während ihres weiteren Gesprächs entdeckten sie noch mehr Übereinstimmungen: beide haben sich den Film ‘The Hobbit’angesehen und beide lieben Rap. 

Auch Computerspiele sind ein gemeinsames Hobby. Nur ist Alaa für Real Madrid und Finn für Manchester United.

Hinter der Kamera schauten die Eltern stolz zu, wie ihre Kleinen sich munter unterhielten. Als die beiden Kinder nach dem Gespräch noch weiter schaukelten, kamen beim Vater von Alaa Emotionen hoch. “Entschuldigt”, sagte er, “wir sind so müde und diese Reise ist so schwer, wir haben alles aufgeben müssen.” Sogar der Wald hielt für kurze Zeit inne. Dann sagte der Vater von Finn: “Abdulmoen, ich habe groβen Respekt vor Dir, weil ich nicht weiβ, ob ich als Vater so viel Mut gehabt hätte wie Du. Du machst das für die Zukunft Deiner Kinder.” “Ich danke Dir”, sagte Abdulmoen. Tief beeindruckt nahmen wir Abschied von beiden Familien.

In den Wochen danach blieben wir in Kontakt über Facebook Messenger und WhatsApp. Es war sehr schade zu hören, dass Alaa und seine Familie in eine groβe Blockade in der Ungarischen Hauptstadt Budapest geraten waren. Zum Glück konnten sie Deutschland, nach einem Monat durchhalten, doch noch erreichen. Dort warten sie jetzt auf das Verfahren für ihre Aufenthaltsgenehmigung. Alaa und sein Bruder gehen wieder zur Schule.